Was Sie über Schwimmteiche und Naturpools wissen müssen
Wer sich für ein naturnahes Badegewässer interessiert, wünscht sich klares Wasser ohne den Einsatz von Chemie. Das setzt fundierte Kenntnisse biologischer Gesetzmäßigkeiten und eine umfangreiche technische Ausstattung voraus. Für den Bau naturnaher Badegewässer gibt es deshalb verbindliche Regeln.
Damit Bau, Pflege und Wartung dieser sehr anspruchsvollen Wassergärten für niemanden ein Buch mit sieben Siegeln ist, hat die Forschungsgesellschaft für Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e.V. (FLL) die „Richtlinie für Planung, Bau und Instandhaltung von privaten Schwimm- und Badeteichen“ in diesem Jahr aktualisiert und neu aufgelegt. Die sogenannte FLL-Richtlinie ist das Standardwerk für den Garten- und Landschaftsbau und für jeden Gartenbesitzer, der von einem Schwimmteich in seinem Garten träumt. Es bündelt anerkannte Regeln der Technik und legt Mindeststandards im Schwimmteichbau fest, die eine Zusammenarbeit zwischen Planer, Ausführungsbetrieb und Bauherren erleichtert.
Kapitel für Kapitel Basiswissen
Wer wissen möchte, wie Schwimmteichbau funktionieren sollte, arbeite sich Kapitel für Kapitel durch die Broschüre. Darin werden die einzelnen Typen von Schwimmteichanlagen präzisiert – bezüglich ihrer Beschaffenheit, ihrer Filtrierung, ihrer biologischen Eigenschaften, ihrer Wasseraufbereitung, Wasserpflege und Anlagenwartung. Der zentrale Aspekt ist dabei immer die Nährstoffreduzierung im Wasser: Sie ist der Schlüssel zu klarem Badewasser. Denn alles, was zusätzlich von außerhalb eingetragen wird, zum Beispiel Pflanzenreste, Blütenstaub oder Düngemittel, kann perfekter Nährboden für überbordendes Algenwachstum sein – und dies gilt es, unter allen Umständen zu vermeiden.
Ein biologischer Vorgang im Teichwasser ist: Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphat-Verbindungen korrespondieren in einem bestimmten Verhältnis im Schwimmteichwasser miteinander. Wenn Phosphat eliminiert wird, findet Algenwachstum nur noch in sehr geringem Umfang statt. Die FLL-Richtlinie bringt es mit einem festgesetzten Grenzwert auf den Punkt: Der Phosphatgehalt des Wassers darf je nach Teichtyp einen definierten Wert in Milligramm pro Liter für klares Wasser nicht überschreiten. Diese und weitere Grenzwerte für Nährstoffe im Wasser sind ausführlich aufgelistet und Grundwissen für jeden Schwimmteichfan.
Fünf starke Typen
Um diese Erwartungen zu erreichen, steht vor Beginn des Teichbaus eine wichtige Entscheidung an: Die Einordnung nach Schwimmteichtypen, um einzugrenzen, welche technische Ausstattung welches Klarwasserziel garantiert. Die Schwimmteichtypen richten sich nach Art und Umfang der Technik zur Durchströmung des Nutzungs- und Aufbereitungsbereiches. Quellsteine, Wasserspiele und Bachläufe sind dagegen keine technischen Einrichtungen zur Wasseraufbereitung.
Typ I steht für sich als rein biologischer Pflanzenfilter, der ohne Technik zur Wasseraufbereitung auskommt. Die Aufbereitungsfläche beträgt im Verhältnis zur Gesamtanlage mehr als 50 Prozent. Die Wasseraufbereitung erfolgt ausschließlich durch Wasserpflanzen und das Zooplankton.
Typ II ist ein Pflanzenfilter, ausgestattet mit einem Oberflächenwasserabzug (Skimmer) im Intervallbetrieb. Die Aufbereitungsfläche beträgt im Verhältnis zur Gesamtanlage mehr als 50 Prozent der Fläche. Der Skimmer sorgt für eine zusätzliche Reinigung der Wasseroberfläche zur sonst rein pflanzlichen Wasseraufbereitung.
Typ III ist ein langsam durchströmter Substratfilter mit nachgeschalteter Einheit zur Phosphatbindung und einem Oberflächenabzug – mit ihm wird es also zunehmend technischer. Er arbeitet mit einer langsam durchströmten Aufbereitungszone, vertikaler oder horizontaler Durchströmung. Die Wasseraufbereitung erfolgt im Schwimmteichsubstrat und mithilfe der Organismen, die auf der Substratoberfläche angesiedelt sind. Der Aufbereitungsbereich nimmt mindestens 30 Prozent der Gesamtfläche ein.
Typ IV ist der aktuell wohl am meisten gebaute Gewässertyp. Er bezeichnet den schnell durchströmten Substratfilter mit horizontaler oder vertikaler Durchströmung. Der Substratfilter ist mineralisch, der Filterkörper wird voll durchströmt mit hoher Anströmgeschwindigkeit. Typ IV arbeitet im permanenten Filterbetrieb, wobei der Biofilm zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit des Filters abgeerntet werden muss.
Typ V fasst sogenannte durchströmte technische Einheiten zusammen, die sowohl schnell als auch langsam durchströmt werden können.
Schwimmteichbau ist eine Sache für Profis
Fazit: Wer einen Schwimmteich baut, sollte sich also an diesen Typen orientieren. Das Lesen der FLL-Richtlinie ersetzt jedoch nicht das Expertenwissen professioneller Garten- und Landschaftsbauer. Wer sich eine Lebensdauer seines Teiches von mehr als 20 Jahren wünscht, sollte deren Expertise einfordern. Wegen der Komplexität und der Größe der Schwimmteichobjekte kommen Eigenleistungen am naturnahen Badegewässer im Grunde genommen nur dann in Frage, wenn eine kontinuierliche Betreuung durch eine Fachfirma gesichert ist und der Bauherr selbst über umfangreiches Fachwissen verfügt.
Text: Michael Meßner
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