Aktuelle Trends für die Gartenplanung
Die Entwicklung in der Gartenplanung schreitet stetig voran und so entstehen immer mehr Wellnessgärten mit Rundum-Sorglos-Paket. Christine Gehle von Planwerk Gehle verrät im Interview, welche Trends für die Gartenplanung sich aktuell durchgesetzt haben.
Welche Entwicklungen zeichnen sich für das neue Jahr in der Gartenplanung ab?
Es entwickeln sich gerade viele Neuheiten im Bereich Garten. Was wir bereits im Verlauf des letzten Jahres gemerkt hatten, ist, dass die Gartenplanung immer komplexer und immer ausgeklügelter wird, was Technik, Materialien und Gestaltung angeht. Außerdem werden unsere Kunden immer feinfühliger und offener für Gesamtideen. Corona hat es mit sich gebracht, dass nicht nur die Standards in der Gartenplanung wie Pool, Rasen, Platten, Terrasse nachgefragt werden, sondern dass eher ganzjährige Gartenwohnräume geschaffen werden.
Wie genau haben sich ihre Kunden verändert?
Das Verständnis für Landschaftsarchitektur und der Wille, hier zu investieren, ist viel mehr in der breiten Allgemeinheit angekommen. Und das, obwohl die Preise in die Höhe gegangen sind. Diese besondere Wertschätzung hat auch durch Corona zugenommen. Man hat sich einfach das nach Hause geholt, was man in der Außenwelt nicht mehr bekommen hat. Eine weitere Tendenz ist, dass Kunden immer mehr Wert auf hochwertige, oft heimische Materialien und Arbeit legen.
Wie haben sich die Kundenwünsche verändert?
Man könnte sagen, das Urlaubsfeeling kommt immer stärker in den Privatgarten. Kunden holen sich in ihren Urlauben unheimlich viel Inspiration und kommen dann damit zu uns. Im Saunabereich sind Kombilösungen immer stärker im Kommen. Wir sprechen von Wärmekabinen, Whirlpools, Fitnessräumen, Sanitäranlagen, Küchen. Aus der Gartensauna werden dann ganze Wellnesshäuser. Die Kombinationen werden immer größer und toller, weil das Wohnen im Garten und der Erholungsbedarf immer wichtiger werden. Die Gebäude an sich werden immer transparenter und offener. Jedoch ist jede unserer Baustellen anders und individuell zu betrachten. Wir versuchen herauszufinden, wie unsere Kunden leben, um gemeinsam die optimalen Lösungen zu erreichen.
Wie wichtig ist Nachhaltigkeit im Gartenbau?
Die Technik wird immer durchdachter, was die Pflege, die Ökologie und die Energiegewinnung betrifft. Ein Punkt, der ganz wichtig geworden ist, ist das Wasser. Es wird eine minimale Bewässerung angestrebt. Auch Solarenergie ist ein großes Thema bei unseren Kunden, Lösungen mit Fotovoltaik werden zunehmend beliebter. Es wird zwar noch Kunstrasen verwendet, aber der muss dann ökologisch abbaubar sein. Darüber hinaus spielt die Wärmepumpentechnik eine immer größere Rolle.
Wie wirkt sich das auf Ihre Gartenplanung aus?
Für uns ist das durchaus von Vorteil, weil technische Themen die Männer mehr an Bord ziehen. So wird die Gartenplanung ein gemeinsames Thema für Ehepaare, für gesamte Familien, die sich entscheiden, Ihren Garten von uns gestalten zu lassen. Oft sind vor allem auch die Kinder stark integriert. Das Thema Nachhaltigkeit ist absolut in den Fokus gerückt. Allerdings nicht in dem Sinne, dass man Abstriche am Komfort machen müsste. Sich wohl zu fühlen, ist ein zentraler Aspekt unserer Arbeit.
Unsere Kunden wollen sich Ihr eigenes „Nest“ bauen, dazu ist beispielsweise auch das Thema Sichtschutz sehr bedeutend. Die Menschen halten sich immer mehr in ihren Gärten auf und suchen dabei die Privatsphäre. Die Kunden schätzen es, sich zurückziehen zu können, nur in der Familie zu sein und zu entspannen, ohne Einflüsse der Außenwelt, die ja doch viel Hektik mitbringt. Für sich sein und die Ruhe zu finden, das ist wichtig.
Was ist für Sie aktuell besonders spannend?
Die Lösungen, die bei solchen Gesamtkonzepten entwickelt werden, sind für uns als Gartenbauer besonders spannend. Die Planungen sind nicht von der Stange, sondern es handelt sich um Projekte, die ganz individuell auf die Familien oder sogar die einzelnen Familienmitglieder angepasst werden. Gartenplanung bedeutet heute, vom ersten Gespräch über das Auswählen des Geländes bis zur Möblierung, den Polstern, den Kunstwerken, der Beleuchtung, bei allen Schritten dabei zu sein und zu beraten. Diese Komplettlösungen gab es in der Gartenarchitektur seither so nicht. Wir können aus einem breiten Pool an Möglichkeiten, Materialien und Produkten schöpfen.
Außerdem wollen wir mit der Gartenplanung langfristige Möglichkeiten schaffen. Kunden bauen nicht nur fürs Jetzt, daher wollen wir, dass sich die Gärten mit ihren Besitzern entwickeln können. Diese Gedankengänge wollen wir mit einfließen lassen. Die Kunden wollen stressfrei bauen und wir freuen uns, ein Komplettpaket anbieten zu können.
Wie entwickeln sich die Grundstücke?
Zu beobachten ist, dass die Grundstücke durchaus immer kleiner werden, jedoch trotzdem viel detaillierter und komplexer geplant werden müssen. Bei solchen Projekten möchten wir jeden Zentimeter nutzen. In der Hanggestaltung beispielsweise wurde früher viel mit großen Steinen, Findlingen oder schrägen Böschungen gearbeitet. Das soll es heute alles nicht mehr geben. Der Hang muss so gestaltet werden, dass er genutzt werden kann, über integrierte Lagerflächen, Technik für Pool oder Rasenroboter. Jeder Platz will bestens genutzt sein, weil die Wünsche der Kunden groß sind, obwohl Grundstücke eben immer komplizierter und kleiner werden. Pool, Sauna, Outdoorküche, Freiraum zum Spielen, Grünfläche, Pflanzfläche, Sichtschutz, Feuerstelle, Fitnessbereich – das alles will umgesetzt werden, nur heute eben oft kompakter.
Welche Farben und Materialien sind in der Gartenplanung im Trend?
Optisch entwickeln wir uns weg vom reinsterilen Garten zu einer Kombivariante. Aus einem oft immer noch puristischen Gebäude findet in der Gartenplanung eine Bewegung zum Natürlichen statt. Das Puristische wird zwar in den Garten hineinprojiziert, aber es wird umspielt von viel Grün, mit viel Liebe, Wärme und Weichheit. So ist in der Gartenplanung auch Raum für Insekten gegeben und die Gärten blühen mehr. Trotzdem wird ein pflegeleichter Garten gewünscht. Wir verwenden viel Naturstein, was auch in einer Kombination mit Beton sehr interessant sein kann. Auch künstlerische Aspekte spielen bei der Gartenplanung eine immer größere Rolle. Ein Beispiel dafür ist der Sichtschutz. Hier kann eine regelrechte Wandgestaltung umgesetzt werden, durch bunte Glaselemente, Heckenspaliere, interessante Materialien oder multifunktionale Lösungen wie verbaute Regale, einen ausklappbaren Tisch oder einen Rollladen, hinter dem sich eine Outdoorküche befindet.
Wie machen Sie aus einem einfachen Garten eine trendige Wellnessoase?
Das Umfeld und die Natur sind in der Gartenplanung wichtige Faktoren. Kunden sind in dieser Hinsicht sensibler geworden und haben den richtigen Blick. Bei Hanglagen entstehen so heute viele spannende Lösungen, die mit verschieden Ebenen arbeiten oder bei Pools zum Beispiel verschiedene Formen zulassen. Gerade die Möglichkeiten, was Farben und Formen im Poolbereich angeht, sind hervorzuheben. Hier hat sich viel getan.
Zuerst fragen wir ab, was für ein Becken sich die Kunden wünschen und welche Gestaltung und Größe zum Grundstück passen. Wir verbauen nicht mehr nur Standardbecken, daher können wir als Planer mit diesem Element ganz anders spielen als früher. Wir lassen mittlerweile viel mehr Wellnesslandschaften entstehen. Wir hatten zuletzt beispielsweise einen Kunden, der oft seine Enkelkinder zu Besuch hat, da gibt es dann wiederum besondere Anforderungen. In diesem Fall haben wir eine Ausbuchtung wie einen Strandbereich geplant, der auch den Einstieg erleichtert und barrierefrei ist. Wir sind hier längst nicht mehr bei einem quadratisch praktisch guten Pool, sondern bei aufwändig gestalteten Landschaften mit Flachuferzonen, Massagedüsen oder einem Fitnessbereich im Wasser.
Was trägt außerdem zum Wohlfühlfaktor bei?
Hier ist die Beschattung ein großes Thema, weil sich die Leute länger im Wasser aufhalten möchten und niemand einen Sonnenbrand davontragen mag. Wir setzen oftmals Sonnensegel in den unterschiedlichsten Formen oder Fotovoltaik-Lamellendächer ein, die man je nach Situation auf- oder zumachen kann. Wir suchen immer leichte, luftige und transparente Lösungen, die gleichzeitig beschattend sind. Eine schöne Idee sind auch Sitzinseln, die über das Wasser gehen. In diesem Fall ist eine Beschattung ebenfalls wichtig. Auch die Möbel sind inzwischen andere. Sie bleiben häufig ganzjährig stehen und sind das ganze Jahr nutzbar. Die Überdachung kann in diesem Fall zum Beispiel ein Schiebeglaselement sein, das man im Winter schließt und im Sommer öffnet, sodass die Überdachung komplett aus dem Sichtfeld verschwindet.
Gibt es auch Stile, die sich nicht oder kaum verändert haben?
Farbauswahl und alles, was Materialien wie Naturstein betrifft. Da hat sich in den letzten Jahren in der Gartenplanung nicht viel gewandelt. Wir sind immer noch bei eher hellen Farben und anthrazitgrau. Schwarz-weiß ist nicht mehr so im Trend, dafür aber Pastellfarben. Das passt auch sehr gut zum „Boho-Style“ und „Shabby-Look“, die gerade sehr angesagt sind. Gepaart wird dies, wie gesagt, mit einem puristischen, modernen Gebäude.
Wir bleiben dabei noch geradlinig, wollen aber eine Weichheit durch Material, Farbe, Pflanzen und solche Elemente hinzufügen. Im Trend bei der Gartenplanung ist nicht mehr das rein Schlichte. Die Grünanlagen sind sehr wichtig geworden und Poolanlagen sollen schön integriert werden. Wir arbeiten da gerne mit angegliederten Feuerstellen oder Stegen, die über den Pool gehen und auch so das Wasser erlebbar machen. Diesen spannenden Übergang zu schaffen, ist sehr interessant für uns.
Gibt es regionale Unterschiede in der Entwicklung?
Ja, die Entwicklung der Stilrichtungen in der Gartenplanung ist durchaus unterschiedlich. In den wärmeren Regionen ist Outdoor-Living ein viel präsenteres Thema. Man lebt im Garten und genießt das, deswegen werden hier komplexere Bereiche geschaffen, die verschiedene Anforderungen erfüllen. Es gibt eine Hängematte im Baum zum Lesen und Entspannen oder eine Outdoorküche zum gemeinsamen Grillen und Kochen. In nördlicheren Regionen gibt es das auch, jedoch ist dies eher in den Ballungsräumen zu beobachten.