Aussensauna mal anders: Schwitzen auf dem Boot
Skandinavienkenner haben diese spezielle Form des Saunabadens vielleicht schon erlebt: Schwimmende Saunas mit dem Erlebnis eines Sprungs in den See zur Abkühlung. In der Schweiz gibt es jetzt eine Variante dieser Aussensauna.
Die Idee für den Bau eines Saunabootes auf dem Vierwaldstättersee bei Luzern kam aus dem hohen Norden: Eine Ferienreise durch Finnland und Schweden inspirierte Res Wallimann, Werkstattleiter an der Luzerner Technischen Hochschule.
Bei derart vielen Seen, wie es sie in diesen beiden Ländern gibt, liegt die Idee einer schwimmenden Sauna auf der Hand. Finnland, das Mutterland der Sauna mit seinen gefühlt 1000 Seen, wirbt gezielt für diese Attraktionen: Auf dem See Immeljarvi nahe Lewi im Norden Finnlands etwa schwimmt ein komplettes Saunahaus. Es beinhaltet alles, was ein Saunabad braucht.
160 PS für Hotel mit Aussensauna
Die schnellste schwimmende Sauna findet man in Schweden. Sie gehört zum Hotel Salt & Sill auf der westschwedischen Insel Klädesholmen. Hier schwimmt beides: das Hotel und die Aussensauna.
Diese bewegt sich mit 15 Knoten, also mit bis zu 28 Km/h, recht schnell vorwärts. Möglich machen das zwei 160 PS Diesel-Motoren und ein Katamaran-Schwimmkörper.
Die 12 x 6,5 Meter große Konstruktion besteht aus leichtem Fiberglas. Es muss leicht sein, um diese Leistung erbringen zu können.
Viel Wissen zusammengetragen
Ein solches Saunaboot in der Zentralschweiz als Idee aufzugreifen, ist dagegen eine eher besondere Idee. Zählt man in der Schweiz nicht einmal 20 Prozent Saunafans.
Will man ein Saunaboot bauen, muss der Planer viel Wissen zusammentragen. Das sagen zumindest Res Wallimann und seine Hobby-Saunaboot-Konstrukteure vom Vierwaldstättersee. Von der Idee bis zur Realisation des Bootes dauerte es mehr als ein Jahr. Eine komplexe Sache!
Saunaboot muss man bewilligen lassen
Der holzbefeuerte Saunaofen muss durch die Feuerpolizei abgenommen und bewilligt werden. Das Amt für die Schifffahrt des Kantons Luzern ist solcherlei Freigaben zuständig. Ein Saunabauer musste detailliert Auskunft geben über Isolation, Tauwasserpunkt, Wand- und Dachkonstruktion. Ein Statiker und ein erfahrener Bootsbauer mussten alles prüfen.
Man minimierte das Risiko, indem man sehr eng mit den Behörden zusammenarbeitete und sich fortwährend anpasste. „Es war ein Risiko, weil es sich um eine wesentliche Kapitalinvestition handelte“, berichtet Res Wallimann.
Aussensauna aus speziellem Accoya-Holz
Den Katamaran als schwimmende Unterkonstruktion baute ein Spezialist aus Venedig. Im Zentrum der Planung stand die Frage des Gewichts und der Wasserverdrängung. Die Aussensauna wurde eine Konstruktion überwiegend aus speziellem, in Essig getränktem Accoya-Holz. Für die Saunabänke wählte man Linde.
Die Inbetriebnahme erfolgte im Oktober 2019. Eine Nutzung vor allem im Winter stand im Vordergrund, da der See im Sommer überfüllt ist. Das Boot liegt in einem kleinen Hafen im Vierwaldstättersee neben dem Seehotel Kastanienbaum. Das ist praktisch, kümmert man sich von dort umfassend um das Wichtigste: Schlüsselausgabe, Instruktionen und Reinigung.
Ein kleiner 8 PS-Motor ist ausreichend um das 1,8 Tonnen schwere Saunaschiff gemächlich über den See tuckern zu lassen. So braucht es keinen Bootsführerschein um es mieten zu dürfen. "Die erste Wintersaison lief gut", erklärt Wellimann. Risiko und die Investition ins Blaue hätten sich bereits gelohnt.
Saunaboote in anderen Ländern Europas
Nicht nur in der Schweiz und in Skandinavien gibt es Saunaboote: Ein Winterbadeschiff findet man auch auf der Spree in Berlin. Und eine große, eindrückliche Sauna-Landschaft im Resort Mark Brandenburg am Ruppiner See. Typisch holländisch stellt sich ein Wellnessboot in Form eines großen Schiffes in Mill im im niederländischen Fitland dar.
Der Reiz von solchen Sauna-Angeboten ist offensichtlich: Faszination in nahezu lautloser Natur und Abgeschiedenheit, oft in einmaliger Atmosphäre. Und der Sprung ins kalte Wasser des Sees ist nach dem Schwitzbad ein wahres Erlebnis.
Text: Detlef Hubbert, Fotos: Saunaboot GmbH