Der neue Band des renommierten „Handbuch Angewandte Limnologie“ widmet sich den Badegewässern mit biologischer Wasseraufbereitung. Darin erfahren die Leser alles über naturnahe Schwimm- und Badeteiche. Der auch als Sonderdruck erhältliche Band stellt auf 28 Seiten einen Überblick über die öffentlichen Freibäder mit biologischer Wasseraufbereitung zusammen. Darin werden alle wesentlichen Funktionen und Abläufe in derartigen Badegewässern aus limnologischer Sicht dargestellt. Das Werk geht aber auch auf Planungsanforderungen, Filterleistungen und alle weiteren relevanten Dinge ein.
Das interdisziplinäre Autorenteam mit Dr. Jürgen Spieker, Dr. Stefanie Hirch, Claudia Schwarzer, Udo Schwarzer, Heiko Frehse und Stefan Bruns betrachtet das Thema der Schwimm- und Badeteiche aus wissenschaftlicher Sicht und stellt dessen Teilbereiche in einem umfassenden Ansatz vor. In ihren Ausführungen kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass Freibäder mit biologischer Wasseraufbereitung eine neue Art intensiv genutzter Freizeitgewässer darstellen, in denen das Baden und Schwimmen in natürlichem, nicht desinfiziertem Wasser möglich ist und an die sehr hohe Anforderungen bezüglich der hygienischen und gewässerökologischen Qualität bestehen.
Die Prozesse der biologischen Wasseraufbereitung
Die Bäder können sehr unterschiedliche, gestalterische Schwerpunkte aufweisen. Allen ist gemeinsam, dass die Wasseraufbereitung mithilfe biologischer, physikalischer und physikalisch-chemischer Prozesse vorgenommen wird. Die Autoren stellen sowohl die dabei eingesetzten Verfahren, als auch die daraus resultierende Wasserqualität vor. Die auf einer Datenbank basierende Auswertung zeigt, dass die Vorgaben der Regelwerke und der fachspezifischen Empfehlungen meist eingehalten werden können. Dazu ist eine sorgfältige Planung und ein stringentes Qualitätsmanagement notwendig. In gut funktionierenden Bädern sind meist bei Planung und Betrieb der Bäder sowohl Fachleute der Ingenieurwissenschaften und der Landschaftsplanung als auch der Limnologie eingebunden.
Im Ausblick zeichnen die Autoren folgendes Bild: Seit dem Bau der ersten Freibäder mit biologischer Wasserreinigung vor rund 15 Jahren ist die Entwicklung auf diesem Gebiet rasant vorangeschritten. Im Jahre 2011 wurden in Deutschland bereits rund 150, in Österreich etwa 40 und in der Schweiz fünf derartige Anlagen gezählt. Und in allen drei Ländern befinden sich derzeit weitere Freibäder dieser Art im Bau. In den deutschsprachigen Ländern ist das Freibad mit biologischer Wasseraufbereitung oder, wie es in Österreich heißt, der „öffentliche Kleinbadeteich“, eine inzwischen etablierte Alternative zu herkömmlichen Beckenbädern geworden.
Die Branche und ihre Organisationen
Nach Angaben der Autoren organisiert sich die Branche zunehmend, zum Beispiel in der
Deutschen Gesellschaft für naturnahe Badegewässer e.V. (DGfnB) mit fast 250 Mitgliedern, dem
Verband Österreichischer Schwimmteichbauer e.V. (VÖSN) mit gut 60 Mitgliedern sowie dem Schweizerischen Verband für naturnahe Badegewässer und Pflanzenkläranlagen (SVBP) mit etwa 40 Mitgliedern.
Die Autoren beschreiben weiterhin den Trend zu regelmäßigen Branchentreffen. So findet seit 2001 alle zwei Jahre der „Internationale Kongress für naturnahe Badegewässer“ in jeweils einem anderen europäischen Land statt. 2009 wurde am Rande des Kongresses in Meran (Südtirol) die
Internationale Organisation für naturnahe Badegewässer (IOB) gegründet. In dieser Dachorganisation sind inzwischen rund ein Dutzend europäischer Länderverbände vereint: Neben den drei deutschsprachigen Ländern zählen dazu Italien, Tschechien, Portugal und Spanien, Großbritannien, Frankreich, Belgien. Aber auch in Israel und Australien gibt es bereits Verbandsmitglieder. Weitere Länderverbände sind in Vorbereitung, etwa in den Niederlanden und in Polen. Nach Angaben der Autoren werden Schwimmteiche auch schon in Luxemburg, Dänemark und Schweden, Griechenland, Neuseeland, Indien, Slowenien, Marokko, Litauen und Russland gebaut.
Eine Idee, „die um die Welt gelaufen ist“
Nach Einschätzung der Autoren ist die Idee der biologischen Wasserreinigung – sozusagen - um die Welt gelaufen. Es gibt Schwimmteiche in Indien und Südafrika, in Chile und sogar in den USA, die sich bekanntlich in Fragen der Wasserhygiene besonders schwertun - man denke nur an die im Vergleich zu Europa sehr viel höhere Dosierung in den Chlorbädern.
Die Autoren wagen die Prognose, dass die relativ junge Internationalisierung das Freibad mit biologischer Wasseraufbereitung in den nächsten Jahren zu einem Exportprodukt machen würde, das nicht nur in den Pionier-Ländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz Arbeitsplätze schafft und sichert, sondern auch einen weiteren Beitrag zu dem so wichtigen Thema des rücksichtsvollen Umgangs mit der weltweit immer knapper werdenden Ressource Wasser leistet.
Foto und Infos: Arbeitsgemeinschaft Badeseen und Schwimmteiche (ABS)