Stiber: Pfiffig von Anfang an
Ende 2021 ging eine Ära zu Ende: Die Stiber Freizeit GmbH, ältester Schwimmbadbauer Deutschlands, wurde zum 1. Januar 2022 von Kamtec übernommen. Mit Joachim Stiber blicken wir auf eine bewegte Zeit zurück.
Zwei Jahre steht Joachim Stiber der neuen Geschäftsführung der Stiber-Kamtec GmbH noch beratend zur Seite, dann beginnt für ihn der wohlverdiente Ruhestand von einem Leben voller Wellness.
Wenn er darüber ins Erzählen kommt, dann stets mit einem Lachen und wahrer Freude über ein erfülltes Geschäftsleben. 1958 gründete Vater Wilhelm die Firma „Stiber Schwimmanlagen“ im schwäbischen Weilheim nahe Göppingen. Jahre zuvor hatte sich der eigentliche Landwirt mit dem Handel von Gartenmöbeln selbstständig gemacht, dann entdeckte er den Schwimmbadbau als Marktlücke.
Pfiffig, wie er war, rührte er sogleich die Werbetrommel. 1966 gab Stiber den ersten TV-Spot für Poolwerbung in Auftrag, stellte auf der wichtigen Hannover-Messe aus und beschriftete Busse mit seinem Logo. „Wir haben körbeweise Anfragen per Post bekommen – und zwar nicht nur aus dem Süden Deutschlands.“ So wurde der Aufwand, von Weilheim aus Kunden in Norddeutschland zu beliefern, zu groß. Und so eröffnete Wilhelm Stiber in Holzwickede bei Dortmund einen Standort für den Norden, die Geschäftsführung übernahm Paul Nolte, Stibers Mentor im Schwimmbadgeschäft.
1983 stieg Joachim Stiber ein
Weil es zu jener Zeit weder einen Groß- noch einen Fachhandel für den Pool- und Wellnessmarkt gab, musste Stiber den Bau von Filterkesseln und Schwimmbecken selber beauftragen. Die Filterkessel mit dem damals geläufigen Filtermedium Kieselgur bot er auch anderen an. Nachdem Wilhelm Stiber im Jahr 1980 überraschend starb, führte Paul Nolte die Geschäfte vorerst weiter.
Sohn Joachim, damals noch Student, musste sich das Rüstzeug erst noch aneignen und stieg schließlich 1983 in die Firma ein. Mit fünf Mitarbeitern fing er an, zeitweise stieg die Zahl auf zwölf, heute sind es zehn Mitarbeiter. „In meiner Anfangszeit betrafen 70 bis 80 Prozent unserer Aufträge Schwimmhallen, heute ist das Verhältnis zu Außenpools gerade umgekehrt“, erinnert sich der studierte Wirtschaftsingenieur.
In den neuen Bundesländern Fuß gefasst
Nach der Wende 1989 fasste Stiber auch in den neuen Bundesländern Fuß, war an Hotelprojekten an der Ostsee und im Harz beteiligt. Die Becken und Filterkessel bezog man inzwischen in Segmentbauweise von der Firma Ester-Glas in Südtirol – als eine Zusammensetzung aus Polyester und glasfaserverstärktem Kunststoff.
Ende der 1990er-Jahre verlegte die Firma Stiber ihren Firmensitz von Weilheim nach Schlierbach ganz in der Nähe. Dort blieb sie bis heute. Der nächste wichtige Markstein in der Firmenhistorie war die Mitgliedschaft in der Sopra AG ab dem Jahr 2004. Bis auf die Becken bezieht Stiber bis zum heutigen Tag alle Schwimmbadkomponenten von der Sopra. „Nur in Sachen Becken sind wir seit ungefähr zehn Jahren autark“, berichtet Stiber. „Wir machten mit keinem der Hersteller gute Erfahrungen, deshalb haben wir seit 2013 in Tschechien quasi unsere eigene Beckenproduktion aufgebaut und auch ein eigenes Produkt am Start.“
Beckenbasis aus Polystone
„Atlantis-Pool“ heißen die Marke und das ausgegliederte Subunternehmen. Deren Becken werden nach einer speziellen Rezeptur gebaut, die Osmoseschäden vermeidet und sich daher durch Langlebigkeit auszeichnet. Basis ist Polystone aus der Kunststoffschmiede Röchling. Zusammengebaut werden die Fertigbecken in Plattenbauweise, sie sind geschweißt und verstrebt. „Seither haben wir kaum noch Reklamationen bekommen“, erzählt Stiber.
Das Besondere an den Becken ist überdies, dass sie Temperaturen bis 36 Grad Celsius aushalten, ebene Wände haben und der Rollladenschacht daher ganz einfach einzubauen ist. Bis zu 12,0 x 5,0 Meter groß können „Atlantis“-Becken werden. „Es ist aber nicht so, dass wir nur diese Kunststoffbecken verbauen“, stellt Stiber klar. „Je nach Wunsch und Auftrag bauen wir natürlich auch folierte oder geflieste Betonbecken.“
Vor vier Jahren beschloss Stiber, den Stab weiterzureichen. Die Suche nach einer geeigneten Nachfolge gestaltete sich jedoch schwierig. Schließlich fand er in der Firma Kamtec aus dem nahegelegenen Metzingen den idealen Partner. Kamtec kommt aus der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und bringt von daher entsprechendes Know-how mit.