Die Woodtli Schwimmbadtechnik hat Standards gesetzt
Im nächsten Jahr feiert die Schweizer Firma Woodtli Schwimmbadtechnik aus Wetzikon im Kanton Zürich ihr 30-jähriges Bestehen. Grund genug, das traditionsreiche und stets innovative Unternehmen vorzustellen. Gegründet von Otto und Helen Woodtli im Jahr 1993, hat Sohn Erich im Jahr 2009 die Geschäfte übernommen. Ein Exklusivinterview mit Erich Woodtli über damals und heute.
Schwimmad+Sauna PROFI: Erich Woodtli, wie alt waren Sie, als Ihr Vater Otto das Unternehmen gründete und an welche Geschichte von damals können Sie sich noch sehr genau erinnern?
Woodtli: Ich war damals 22 Jahre alt und in Ausbildung zum Maschinentechniker. Ich kann mich vor allem daran erinnern, dass mein Vater, damals seit 18 Jahren angestellt als Schwimmbadtechniker, mit der Kündigung in der Hand zum Mittagstisch nach Hause gekommen ist. Die Familie hat sich sehr schnell von dieser großen Enttäuschung erholt und wir haben Vater motiviert sich selbstständig zu machen. Dies war der Grundstein beziehungsweise der Anlass für die Gründung von Woodtli Schwimmbadtechnik GmbH.
Aus welchem Gedanken heraus ist die Woodtli Schwimmbadtechnik seinerzeit entstanden und wie gestalteten sich die Anfänge?
Am Anfang wollten wir einfach nur bestehende Schwimmbäder betreuen und den Besitzern helfen, ihre Pools zu reinigen, zu pflegen und, wenn nötig, zu sanieren, sowie den Vertrieb von den benötigten Betriebsmitteln und Pflegeprodukten sicherzustellen.
Erinnerungen an 1995
Damals waren mein Vater und ich nur zu zweit, aber schon im Frühjahr danach wurden wir von Bekannten unterstützt. Unsere Aufgaben waren: Schwimmbecken reinigen, Filtermaterial und Pumpen ersetzen, Becken mit einer Schwimmbadabdeckung ausrüsten, Solarabsorber auf Dächern montieren, automatische Dosiersysteme installieren, Schwimmbecken abdichten und mit Folienauskleidung ausrüsten und Vieles mehr.
Welches waren Ihre ersten Projekte? Speziell interessiert uns, mit welchen Beckenarten und welcher Pooltechnik Sie damals arbeiteten.
Ich habe mich mit meinem Vater kurz abgesprochen und uns kommt gemeinsam dasselbe Projekt in den Sinn: Es war 1995. Ein Kunde hatte einen L-förmigen (nicht rechtwinkligen) Pool, der aus Beton erstellt wurde und mit Mosaik ausgekleidet war. Er wollte dieses Schwimmbecken mit einer automatischen Abdeckung ausrüsten und diese Vorrichtung musste in das Becken integriert werden. Wir haben diese Herausforderung zusammen mit einem Abdeckungshersteller angenommen und eine Lösung erarbeitet. Das Schwimmbecken konnte auf zwei Seiten mit einem Schacht verlängert und ergänzt werden, wo die Aufrollvorrichtung unterflur in das bestehende Becken integriert werden konnte. Dabei mussten die in den alten Beckenwänden eingebauten Skimmer und Düsenleitungen umgelegt und in den neuen angebauten Schacht eingebaut werden. Für diesen Umbau mussten wir mit einem Gartenbauer, einem Baumeister, einem Abdichtungsspezialisten und einem Elektriker zusammenarbeiten. Die Bauarbeiten wurden durch uns koordiniert und begleitet. Das ganze Projekt war damals eine sehr große Herausforderung für uns. Wir haben damals schon festgestellt, dass es schwierig ist, ein Becken mit altem Beton und einen Anbau mit einer neuen Betonkonstruktion nachhaltig dicht zu bekommen. Wichtig sind da vor allem ein respektvolles Zusammenarbeiten mit den anderen Gewerken. Das Projekt war für uns sehr erfolgreich gelaufen und der Kunde war sehr zufrieden damit. Der Pool funktioniert noch heute wie damals.
2009: Firma zu hundert Prozent übernommen
In welchem Jahr haben Sie das Unternehmen übernommen und welche Eigenschaften, Ratschläge und Tipps hat Ihnen Ihr Vater mit auf den Weg gegeben?
Die Firma wurde 1999 in eine GmbH umgewandelt, da war ich schon Mitinhaber. 2009 konnte ich dann zu 100 Prozent die Firma übernehmen. Bis heute ist das Unternehmen ohne Fremdkapital in meinen Händen. Was hat mir mein Vater mit auf den Weg gegeben? Zuverlässigkeit und bestmögliche Arbeitsleistung liefern! Mein Vater ist ein sehr bescheidener Mensch, hat anderen Menschen immer mehr gegeben als er selber genommen oder bekommen hat. Ein Wachstum vom Unternehmen hat er immer kritisch angesehen und meinte, es werde nicht immer nur vorwärts gehen und hat deshalb immer zur Vorsicht geraten. Dies kommt daher, dass er in seiner früheren Berufstätigkeit schon einmal mit einem eigenen Geschäft mit Partner scheiterte.
Wie leicht oder wie schwer war es, sich mit diesem Genre in der Schweiz zurechtzufinden und ein Unternehmen dieser Art aufzubauen?
Für mich war es leicht das Geschäft weiter zu bringen, da wir unsere Arbeit mit allen Mitarbeitern im Schwimmbadbereich aus Leidenschaft zum Produkt ausüben. Wir versuchen jeden Tag das Beste zu geben. Dies spüren die Kunden und führt zu positiven Eindrücken.
Qualität, nicht Quantität im Vordergrund
Wie gestaltete sich die weitere Entwicklung Ihres Unternehmens und parallel dazu die des Schweizer Schwimmbadmarktes?
Durch unsere Mentalität und durch unseren Einsatz konnten wir immer komplexere Projekte ausführen und realisieren. Für uns war es immer so, dass nicht die Quantität, sondern die Qualität im Vordergrund steht. Wo heute andere Mitbewerber für unsere Projektsummen drei Pools erstellen, bauen wir einen Pool. Im unteren und mittleren Preissegment gibt es mittlerweile unzählige Firmen, die sich um die Aufträge reißen. Durch den entstehenden Preisdruck erhalten wir aus diesem Bereich heute weniger Aufträge. Wenn wir jedoch solche Projekte für Bauherren realisieren können, entstehen immer sehr positive Partnerschaften und Freundschaften, weil wir mit unserer Preispolitik die Arbeiten auch richtig machen dürfen.
Sie mussten sich ja bestimmt immer wieder den neuesten technischen Entwicklungen anpassen. Wie muss man sich diese Herausforderung vorstellen?
Die neusten Entwicklungen sind vor allem für die Mitarbeiter eine große Herausforderung, da sie sich ständig anpassen und weiterlernen müssen. Mir war es jedoch ein Anliegen, dass wir den Markt mitgestalten wollen und deshalb haben wir immer wieder auch als Erste Neuheiten ausprobiert, um diese kennenzulernen. Dies war nicht immer nur erfolgreich, vor allem, wenn Lieferfirmen nach zwei, drei Jahren nicht mehr da sind und wir allfällige Probleme beim Kunden selber lösen mussten. Vor allem all die sogenannten chlorfreien Produkte und Anlagen, die immer wieder auf den Markt kommen und nicht wie gewünscht oder versprochen funktionieren, haben uns sehr stark geprägt.
Smart Pool: Preisgekrönte Schwimmbadsteuerung
Welche Entwicklungen haben Sie am meisten beeindruckt und welche haben Sie auch selbst gestaltet?
Vor circa 10 Jahren habe ich mich gefragt, weshalb die Steuerungen für private Schwimmbäder nicht dem aktuellen Stand der Technik entspricht und weshalb die Poolindustrie sich da in der Steinzeit befindet. Da unseren Ansichten und Bedürfnissen nicht entsprochen werden konnte, haben wir angefangen, für die Kunden, die eine zeitgerechte Schwimmbadsteuerung haben wollten, einen eigenen Weg einzuschlagen. Es macht uns besonders stolz, dass wir heute mit unserer Smart-Pool-Steuerung einen im Markt noch nicht erreichten Standard erzielt haben. Wir können damit alle Parameter digitalisieren, den Stromverbrauch von Pools überwachen, Ferndiagnosen in Echtzeit erstellen und so mögliche Probleme sehen, die für den Kunden noch gar nicht spürbar sind. Besonders stolz sind wir natürlich auch auf die internationale Auszeichnung "Golden Wave", die ebenfalls unser System gewürdigt hat.
Wenn Sie an den Schwimmbadmarkt denken, welche Gedanken treiben Sie am meisten um?
Damals war der Schwimmbadmarkt mit ihren Zulieferketten noch in den Kinderschuhen und musste zuerst entstehen, trotzdem konnten immer wieder nachhaltige Produkte und Lösungen gefunden werden. Es stand immer die Sache und das gemeinsame Projekt im Vordergrund. Heute können wir auf gute, etablierte Lieferanten zurückgreifen. Leider spürt man heute aber auch, dass die Zahlen und die Quantität im Vordergrund stehen und die Schwimmbadanlagen dadurch nicht mehr so nachhaltig gebaut werden. Das Zusammenschließen verschiedener Zulieferer, die dann immer größer werden, aber die Sache immer weniger verstehen, ist dabei nicht förderlich. Dies stimmt für die Zukunft nachdenklich.
Auf die Ansprüche der Kunden eingehen
Sind es eher die Ansprüche der Kunden oder eher Ihre eigenen Ansprüche, die die Entwicklung des Schwimmbades vorantreiben? Bitte nennen Sie uns ein Beispiel.
Die meisten Schwimmbadanlagen entsprechen nicht dem technischen Stand, der in der heutigen Zeit möglich wäre. Deshalb versuchen wir, die Pools unserer moderner zu bauen und zu betreuen. Hier unterstützen wir die Kunden mit Designideen und Digitalisierung von Parametern. In diesem Bereich entwickeln wir uns selber weiter. Bei den Wasseraufbereitungssystemen gehen wir natürlich auf die Ansprüche der Kunden ein und finden eine geeignete Lösung mit den angebotenen Systemen der Zulieferer.
Sie haben mit dem „Smart Pool“ eine innovative Technik für den Schwimmbadmarkt entwickelt, für die Sie Anfang dieses Jahres auch mit dem Innovationspreis „Golden Wave“ von Schwimmbad+Sauna ausgezeichnet wurden. Was hat Sie zu dieser Innovation geleitet?
Schon seit bald 10 Jahren habe ich mich immer wieder gewundert, weshalb wir mit den Steuerungen noch nicht weiter sind. Im öffentlichen Schwimmbadbau war man da schon weiter und hat mit SPS-Steuerungen die Pools überwacht. Da ich in den vielen Gesprächen mit den Lieferanten von Pooltechnik nicht erhört wurde, haben wir vor circa 7 Jahren entschieden, dass wir für die Kunden, die das wollen, eine eigene Lösung entwickeln. Dies hat diese Innovation hervorgebracht.
Wie lange und intensiv ging diese Entwicklung vonstatten – von der Idee bzw. der Bedarfserkenntnis über die technische Umsetzung und die Alltagsprüfung bis hin zur Marktreife?
Wie schon erwähnt, begannen wir bereits vor 7 Jahren mit dem Bau von Anlagesteuuerung für private Pools. Diese Steuerungen haben wir vom öffentlichen Bäderbau abgesehen und mussten natürlich nicht so komplex sein. Anfänglich haben wir die Steuerungen mit standard SPS-Komponenten ausgerüstet und von Elektronikunternehmen programmieren lassen. Heute haben wir durch die Zusammenarbeit mit Loxone eine Lösung, mit der wir die Programmierung selber machen können, das vereinfacht uns diese Schnittstelle um ein Vielfaches. Bis heute konnten wir schon über 100 solche Anlagen bauen, und das hat im Moment dazu geführt, dass praktisch alle unsere Neubauprojekte damit ausgerüstet werden.
Als Mitglied des deutschen Bundesverbandes Schwimmbad & Wellness (bsw) kennen Sie sowohl den deutschen als auch den Schweizer Poolmarkt sehr genau. Worin unterscheiden sich Ihrer Ansicht nach die beiden Märkte?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Märkte nicht groß unterscheiden. Vielleicht sind unsere Kunden noch etwas zimperlicher und genauer als in anderen Ländern. Aber die Herausforderungen der Schwimmbadbauer sind sonst grundsätzlich dieselben.
Wie beurteilen Sie den Stand Ihres Unternehmens heute und wo sehen Sie es in den nächsten 5 bis 10 Jahren?
Im Schwimmbad-Neubau gehören wir zu den gefragten Unternehmen in der Deutschschweiz und haben wir deshalb auch einen hohes Auftragsvolumen. Wir möchten uns soweit möglich weiterentwickeln und neue Mitarbeiter gewinnen, um für die Zukunft das Fachwissen aufrechterhalten zu können. Im Moment ist es jedoch eine große Herausforderung, genügend motiviertes Personal zu finden. Deshalb hat dies auch strategischen Einfluss auf unsere weitere Entwicklung. Davon hängt es ab, wo wir in 5 bis 10 Jahren stehen werden beziehungsweise stehen wollen. Eines ist klar: Wir versuchen jeden Tag unser Bestes zu geben, damit die Bedürfnisse und Wünsche all der verschieden Kunden erfüllt werden können. Das war in der Vergangenheit so und wird auch in der Zukunft so bleiben. Ein Neubaukunde wird zu einem Wartungskunden. Die Bedürfnisse ändern sich von Kunden, die ihren Pool durch uns betreuen lassen. Um eine langfristige Partnerschaft haben zu können, braucht es eine zuverlässige Betreuung beziehungsweise zuverlässiges Personal. Dies wird für uns eine entsprechende Priorität haben, damit wir nachhaltig arbeiten und zufriedene Kunden hinterlassen können.
Herr Woodtli, vielen Dank für das Gespräch!