Heftige Hitzewellen wie zuletzt um Pfingsten in Mitteleuropa oder beinahe jährlich in Nordamerika, Europa und Australien werden in naher Zukunft wahrscheinlich häufiger auftreten. Bis 2020 werden sie sich voraussichtlich verdoppeln und bis 2040 vervierfachen. Das hat unlängst eine Studie von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und der "Universidad Complutense de Madrid" ergeben.
Einen Lichtblick für hitzegeplagte Städter, die bei diesen Temperaturen am meisten leiden, hat jüngst eine Bielefelder Forschergruppe in einer neuen Studie über die kühlende Wirkung von dem so genannten "Stadtblau" gefunden: Danach ist der temperaturmindernde Effekt durch Gewässer in der Stadt noch deutlicher ausgeprägt als jener durch Gartenanlagen. Er wird vor allem in Hitzeperioden durch die Verdunstungseffekte über den Wasserflächen erzeugt. Immerhin zweieinhalb Grad Celsius kann das ausmachen.
Klimaanlagen unterstützen Treibhauseffekt
Ventilatoren haben im Hochsommer in urbanen Gefilden Hochkonjunktur. Jeder lechzt nach einer kühlenden Brise, um die hohen Temperaturen, die sich inzwischen öfter der 40 Gradmarke annähern, erträglicher zu machen. So mancher Städter beginnt dann über die Installation einer Klimaanlage nachzudenken. Wer eine im Büro hat, will oft gar nicht mehr nach Hause gehen. Und man muss für solche Überlegungen sogar Verständnis haben, denn Prognosen wie die der Wissenschaftler aus Potsdam und Madrid lassen vermuten, dass es mit solchen Hitzewellen weitergeht. Obwohl natürlich die Installation von Klimaanlagen den Ausstoß von Treibhausgasen erhöht und somit der menschgemachte Klimawandel fortgesetzt wird.
Lösungsansätze für Stadtplaner
Folgt man den Ausführungen des Bielefelder Geografen Thomas Claßen, der die Junior-Forschungsgruppe "Stadtlandschaft und Gesundheit" über den kühlenden Effekt durch Stadtblau leitete, ist eine umweltfreundliche Lösung im Prinzip ganz einfach: "Bringt mehr Seen, Flüsse und Teiche in die Stadt", lautet seine Devise. Genau wie Grünanlagen haben auch Gewässer positive gesundheitliche Effekte auf Stadtbewohner: Verdunstungseffekte über den Wasseroberflächen sorgen im Sommer für erfrischende Abkühlung.
Zweieinhalb Grad Celsius weniger sind bei Temperaturen im hohen Dreißigerbereich, mit dem wir uns heutzutage oft herumplagen müssen, schon einiges. Dieser Lösungsansatz muss jetzt "nur" noch in die Köpfe der Verantwortlichen für Stadtplanung und Stadtentwicklung, die den Nutzen von "Stadtgrün" bereits seit Langem in ihren Planungen berücksichtigen. Blattflächen filtern übrigens neben dem kühlenden Effekt auch Feinstaub aus der Luft und sorgen für Lärmdämmung.
Spiegelteiche oder Naturpools sorgen für Abkühlung
Wie bringt man mehr Wasserflächen in die Großstadt? Peter Petrich, Chef der Swimming-Teich-Gruppe aus der Nähe von Wien, die bereits mehr als 4000 Anlagen in Europa errichtet hat - darunter auch zahlreiche öffentliche Schwimmteiche -, glaubt zwar, dass dieser Lösungsansatz kurzfristig in die Stadtplanung einfließen wird, die Umsetzung aber mehr als ein Jahrzehnt dauern wird. In seiner Schublade hat der Biotop-Geschäftsführer schon Pläne für die Errichtung von großen, nicht zu tiefen Wasserflächen, die ohne viel Aufwand algenfrei und pflegeleicht gehalten werden können.
Das Interesse von Stadtplanern und Architekten an sogenannten "Spiegelteichen" hält sich aber im Moment noch in Grenzen. Da ist die starke Zunahme von privaten Schwimmteichen und Naturpools im städtischen Raum in den nächsten Jahren schon realistischer. "Statt diese am Zweitwohnsitz am Land zu errichten, werden sich die Leute das Wasser in die Stadt holen", ist Petrich überzeugt. Und sei der Garten noch so klein...
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